Urlaubstagebuch Färöer – Teil 2
Der ikonische Wasserfall von Gásadalur
Weiter geht es mit meinem kleinen Färöer-Bericht. Nachdem ich also eine eher turbulente Anreise hinter mir hatte, dafür aber mit einem unfassbar tollem Sonnenaufgang entschädigt wurde, konnte das Abenteuer also nun so richtig losgehen.
Da es noch viel zu zeitig war um im Hotel einchecken zu können, ging es erst einmal in das circa 12 Kilometer von Tórshavn entfernte kleine Dorf Kirkjubøur. „Klein“ ist hier durchaus keine Untertreibung, schließlich besteht Kirkjubøur nur aus einigen wenigen Häusern, einer Kapelle und einer Kloster-Ruine. Das war schon einmal ein kleiner Vorgeschmack auf die anderen Dörfer, die man verstreut auf den Färöer-Inseln findet. Viele davon sind nur von wenigen Menschen bewohnt und eher abgelegen. Wie abgelegen das teils sein kann, sollte dann später am Tag noch richtig deutlich werden…
Sehr bezeichnend für die Färöer sind übrigens die schwarz gestrichenen Häuser mit ihren mit Gras- und Moos bewachsenen Dächern. Quasi die Färöer-Version des typischen Schweden-Häuschens. Die bepflanzten Dächer dienen übrigens der Temperaturregulierung. Im Winter verhindern sie ein Auskühlen der Häuser, im Sommer verhindern sie zu viel Eindringen von Wärme. Ein komplett ökologische Klimaanlage quasi. Und das seit hunderten von Jahren.
Langsam wurde es Zeit, doch mal das Hotel aufzusuchen und das Gepäck zu verstauen. Aber zuerst stand noch ein kleiner Besuch im hübschen, historischen Regierungsviertel von Tórshavn an, welches sich auf einer kleinen Landzunge mitten im Hafen befindet (siehe Foto im letzten Beitrag).
Anschließend noch schnell im nächsten Supermarkt etwas zu essen besorgt und dann endlich ab ins Hotel und erst mal frisch gemacht. Lange hab ich es dort natürlich nicht ausgehalten und so ging es nun los, das erste Highlight meiner To-Do-Liste ansteuern. Das Dorf Gásadalur und seinen ikonischen Wasserfall. Also rein ins Auto und ab auf die Insel Vágar, die sich westlich von der Hauptinsel Streymoy befindet. Die Inseln sind fast alle problemlos zu erreichen. Nach Vágar kommt man von der Hauptinsel beispielsweise ganz bequem per Unterseetunnel. Ungefähr eine Stunde braucht man mit dem Auto, um von der Hauptstadt in das abgeschiedene Dörfchen zu kommen.
Und hier möchte ich gern an die Anspielung von weiter oben anknüpfen, denn das Dorf mit gerade einmal 19 Einwohnern war bis vor kurzem noch der Inbegriff der Abgeschiedenheit.
Bis Anfang des 21. Jahrhunderts galt Gásadalur als einer der isoliertesten Orte Europas, da das Dorf nur zu Fuß oder per Hubschrauber erreichbar war. Erst 2003 wurde ein Tunnel gebaut, durch welchen der Ort auch ans Straßennetz angebunden werden konnte. Bis dahin führte der Weg in die Außenwelt nur über einen beschwerlichen Pfad über einen Bergpass in mehr als 400 m Höhe. Auch die Post kam bis dahin nur auf diesen Wege ins Dorf.
Es gibt einen alten Bootsanleger, der von den Einwohner aber aufgrund von ungünstigen Strömungen längst nicht mehr genutzt wird. Stattdessen war er bis vor einiger Zeit ein bevorzugter Fotospot, denn er ist die einzige Stelle, von der aus man einen Blick von Meereshöhe aus auf den bekannten Wasserfall Múlafossur hat. Der Wasserfall stürzt sich unmittelbar vor dem Dorf über eine Steilklippe mehr als 30 Meter tief ins Meer hinab. Kein Wunder, dass er eines der am meisten fotografierten Motive der Färöer ist.
Geplant hatte ich eigentlich, auch ein Foto vom ehemaligen Anlegesteg aus zu machen. Leider ist die im zweiten Weltkrieg von den Briten gebaute Treppe hinunter zum Meer mittlerweile aber teilweise eingestürzt und vom jetzigen Besitzer gesperrt worden. Es konnten also nur Bilder von der Klippe oberhalb aus gemacht werden. Das typische Färöer-Bild hatten wir damit aber trotzdem schon einmal im Kasten. Leider hatte sich der Sonnenuntergang an diesem Tag nicht so präsentiert, wie ich es mir gewünscht hätte. Trotzdem sind die Bilder ganz schön geworden, finde ich 🙂
Gásadalur bedeutet übersetzt übrigens „Gänsetal“, was auf die vielen Wildgänse zurückzuführen ist, die hier früher einige Monate im Jahr verbrachten. Durch den immer weiter voranschreitenden Massentourismus lassen sich aber leider immer weniger dort blicken…
Für mich ging es nun jedenfalls erst einmal zurück ins Hotel und endlich in ein Bett auf festem Boden 😀
Auf dem Rückweg konnte man in einiger Entfernung auch schon ein weiteres Highlight und Must-See der Färöer bestaunen. Den natürlichen Triumphbogen Drangarnir – quasi das Instagram-Motiv schlechthin. Der Drangarnir stand natürlich auch auf meiner Liste an Dingen, die ich unbedingt einmal live (und natürlich von nahem) sehen wollte. Ob das geklappt hat, erfahrt ihr dann in einem der folgenden Beiträge.
Zum Abschluss noch ein kleiner Abstecher ins Reich der Sagen…
Auf dem Rückweg zur Hauptinsel Streymoy kommt man automatisch am großen See Sørvágsvatn (bzw. Leitisvatn) vorbei, dem größten See der Färöer-Inseln. Unmittelbar am Ufer steht dort eine abwechselnd bunt beleuchtete Statue eines sich majestätisch aufbäumenden Pferdes. Wer sich ein wenig in der nordischen Mythologie auskennt, der weiß, dass es sich hierbei keinesweges um ein harmloses Geschöpf handelt…
Die Statue verkörpert nämlich den Nykur (in Island Nennir und in Schottland Kelpie genannt). Dieses magische Wesen bewohnt (je nach Sage und Region) ein fließendes oder stehendes Gewässer und lockt arglose Wanderer mit seinem schönen Aussehen an. Berührt er die Nykur jedoch oder steigt gar auf den Rücken des Wasserpferdes, zieht dieses ihn in die Tiefe und verspeist ihn dort.
Je nach Überlieferung gibt es zwei Möglichkeiten mit dem Wassergeist fertig zu werden. Entweder man schafft es, ihm ein Zaumzeug anzulegen – in diesem Fall muss die Kreatur einem zu Diensten sein. Oder aber man nennt seinen Namen, wodurch es seine magischen Fähigkeiten verliert.
Der färörischen Sage nach spielte am Ufer des Sørvágsvatn eine Gruppe von Kindern aus dem nahen Dorf Sørvág. Der Nykur erschien in Gestalt eines wunderschönen Pferdes und trabte eine Zeit lang am Ufer entlang. Die Kinder erblickten es und wollten das schöne Tier unbedingt streicheln und mit ihm spielen. Sie kletterten auf den Rücken des Geschöpfes woraufhin dieses sofort zurück in Richtung des Sees galoppierte um die Kinder dort zu fressen. Das Jüngste der Kinder aber, welches es nicht geschafft hatte, auf den Pferderücken zu gelangen, rief verzweifelt nach seinem Bruder Niklas. Da das Kind aber noch nicht richtig sprechen konnte, brachte es lediglich hervor: „Nika, Bruder!“
Der Wassergeist jedoch dachte, er hätte seinen Namen gehört und verlor seine Kräfte wodurch die Kinder entkommen konnten.
Eine schöne Gute-Nacht-Geschichte, oder? 😀
Im nächsten Eintrag lest ihr dann unter anderem von diebischen Trollen aus Island und dem wunderschönen schwarzen Sandstrand Tjørnuvík. Bleibt gespannt.