Urlaubstagebuch Island – Teil 1
Tag 1 – Anreise mit Hindernissen
Eine ganz schön lange Zeit ist es nun schon wieder her, das ich aus Island zurück bin. Genauer gesagt gute drei Jahre 😀
Da der Blog aber jetzt erst entstand und ich zudem gerade in einer ziemlichen Abenteuer- und Schreib-Laune bin, konnte ich gar nicht anders, als jetzt – trotz all der dazwischen liegenden Zeit – noch einen kleinen Reisebericht über meine erste Reise in dieses traumhaft schöne Land zu schreiben.
Island ist einfach eines der schönsten Länder der Erde und bisher definitiv eines der absoluten Reise-Highlights für mich. Ich glaube, auf kaum eine Reise hatte ich mich bis dahin so wahnsinnig gefreut und zugleich akribisch vorbereitet wie auf den Trip nach Island. Wochenlang habe ich im Vorfeld nach den tollsten Sehenswürdigkeiten und Photospots recherchiert, Routen herausgesucht und To-Do-Listen erstellt. Um es schon einmal vorweg zu greifen: Natürlich kam es nicht dazu, dass die Liste komplett abgearbeitet und alles erlebt werden konnte. Das ist aber ja fast immer so.
Leider haben uns oftmals das Wetter oder die im Vorfeld etwas unterschätzten Fahrtzeiten einen Strich durch die Rechnung gemacht, weswegen wir letztlich leider ohne Photos vom Kirkjufell, dem Diamondbeach oder gar den Nordlichtern zurück kamen. Aber das war lediglich ein winziger Wermutstropfen, denn der Trip an sich war natürlich dennoch unfassbar toll und schreit nach vielen Wiederholungen. Doch der Reihe nach.
Start der Reise war der zehnte März. Mit anderen Worten: In Island war fast noch tiefster Winter. Der komplette Norden der Insel war mehr oder weniger abgeriegelt, das Inland im Winter für Normalsterbliche sowieso unpassierbar und die Witterungsbedingungen noch wechselhafter als sie es in Island ohnehin immer sind. Warum also Anfang März und nicht im Sommer? Zwei eigentlich ziemlich nachvollziehbare und recht offensichtliche Gründe gab es dafür. Zum einen natürlich den Preis. Flug, Unterkunft und sämtliche Aktivitäten sind – wie überall – in der Nebensaison um ein vielfaches günstiger. Der andere Punkt sind die Touristenmassen… leider hat sich Island vom einstigen Geheimtipp mittlerweile zum Ziel des Massentourismus entwickelt. Eine Entwicklung, die sowohl den Isländern als auch Leuten wie mir, die primär auf eine wunderschöne, unberührte, fast menschenleere Landschaft hoffen, etwas sauer aufstößt.
Natürlich gibt es Vorteile für das Land, denn der Tourismus spült unwahrscheinlich viel Geld in die Kassen. Allerdings sind zwischenzeitlich mehr Touristen als Einheimische auf der Insel und einstige phantastische, nahezu unberührt wirkende Spots werden von Menschenmassen vermüllt, beschädigt und schlicht überrannt.
Positiv jedenfalls, dass in den Wintermonaten der Massentourismus zumindest etwas zurückgeht und man nicht aller drei Meter auf eine riesige chinesische Reisegruppe stößt, die von einem Sightseeing-Spot zum nächsten gepeitscht wird 😀
Aber zurück zum Wesentlichen. Los ging es wie gesagt am 10. März. Nach einer gemütlichen Fahrt von Chemnitz zu einem im Vorfeld gebuchten Stellplatz in Berlin-Waltersdorf und der anschließenden Fahrt mit dem Shuttleservice waren wir endlich am Flughafen Berlin-Schönefeld angekommen. Das Einchecken lief mehr oder weniger ereignislos, während es beim Security-Check schon etwas abenteuerlicher wurde. Während sich bei meinem Bruder lediglich versichert wurde, ob dieser Deutsch spricht und versteht (WTF? 😀 ) wurde bei mir das volle Programm abgezogen. Durchleuchtung, Abtastung, komplette Rucksack-Kontrolle, Inspektion der Photoausrüstung, Abstriche von Fingern und Handflächen um Sprengstoff (oder Drogen?) nachweisen zu können, Intensivkontrolle meines Personalausweises usw. … Wohlgemerkt auf dem Hinflug! Nach Island! Ich kam mir vor, als käme ich gerade aus Syrien und wolle in die USA einreisen… Aber auch diese Sicherheitskontrolle war irgendwann mal vorbei und wir konnten uns endlich in den Wartebereich begeben. Dort angekommen dauerte es aber nicht lange, bis uns die nächste Hiobsbotschaft erreichte…
Aufgrund eines Sturmes in Reykjavík konnte unser Abflug nicht planmäßig 12:35 Uhr erfolgen, sondern wurde auf 15 Uhr verschoben. Nicht zu ändern, trotzdem doof. Gegen 15:15 Uhr konnten wir dann aber endlich abheben. Der Flug mit der isländische Billigairline WOW air war an sich recht angenehm und die Airline an sich kann ich eigentlich auch nur empfehlen. Zumindest für einen Kurzstreckenflug (Regelflugzeit nach Island sind ca. 3,5 Stunden) gab es hier nichts auszusetzen.
Allerdings wurde unsere Anreise weiterhin ein wenig vom Pech verfolgt. Über Island herrschte nach wie vor ein heftiger Sturm, weswegen unser Flug von einigen Turbolenzen begleitet wurde. Das störte aber an sich nicht weiter. Weitaus unangenehmer war aber, dass unser Flugzeug nach der Landung aufgrund des sich langsam zum Blizzard entwickelndem Sturmes nicht ans Gate andocken konnte, da die heftigen Winde die Maschine so sehr zum Schaukeln brachte, dass die Gefahr bestand, mit den Tragflächen irgendwo anzustoßen und ersthafte Schäden zu verursachen.
Ganze 5 Stunden verbrachten wir also letztendlich in der mitten auf dem Rollfeld stehenden Maschine und mussten uns ordentlich durchschütteln lassen. Trotz aller Bemühungen der Stewardessen, uns die Wartezeit mit Gratis-Snacks und Getränken so angenehm wie möglich zu gestalten, zogen sich diese fünf Stunden sehr, sehr lange hin… vor allem da die vor dir sitzende Gruppe junger Russen die Zeit damit tot schlug, den in kleinen Sprite-Flaschen eingeschmuggelten Vodka zu leeren und zunehmend lauter und „lustiger“ wurde.
Irgendwann legte sich der Sturm zum Glück ein wenig und wir konnten endlich andocken.
Schnell das Gepäck einsammeln und noch fix einen Mietwagen bei europcar holen… Einen Suzuki Swift – Ausführung „besonders winzig“, quasi eine Sardinen-Büchse auf Rädern. Egal, Hauptsache billig. Wir wollten bzw. konnten ja ohnehin nicht ins Hochland und dachten uns, das Geld für einen großen, geländetauglicheren Wagen können wir uns getrost sparen. Die Ringstraße sollte ja im Regelfall immer gut befahrbar sein. Schon die Hinfahrt zum Hotel allerdings ließ daran aber erste Zweifel aufkommen^^
Zwar war der Sturm mittlerweile nahezu abgeklungen, allerdings waren die Spuren noch deutlich zu erkennen. Während der gut 50 minütigen Autofahrt vom Flughafen Keflavík nach Reykjavík kamen wir an vielen vorübergehend verlassenen Autos und Bussen vorbei, teils im Straßengraben, teils mitten auf der Straße stehend. Was hier genau ablief, konnten wir leider nicht herausfinden. Es sah beinah so aus, als ob alle Autofahrer spontan anhalten und irgendwo Schutz suchen mussten. Sehr gespenstisch, zumal wir wirklich komplett allein auf der Straße unterwegs waren. Es war also schon ein mulmiges Gefühl in dieser rollenden Nussschale vorbei an all den verlassenen Autos nachts durch den leise rieselnden Schnee zu fahren. Trotz alledem kamen wir schließlich gegen circa 0:30 Uhr wohlbehalten an unserer Ferienwohnung an. Von der Wohnung bin ich übrigens jetzt noch begeistert. Riesengroß, super eingerichtet und wirklich alle Sehenswürdigkeiten von Reykjavík waren zu Fuß erreichbar. Vorerst freuten wir uns aber in erster Linie auf die Betten.