Urlaubstagebuch Island – Teil 8
Sonnenuntergang am Seljalandsfoss
Da war er nun also – der letzte Tag des Island-Trips, und er versprach nochmal einiges. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen: Es war das Highlight des Urlaubs und wird mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben.
Für den Abschluss der Reise hatte ich mir im Vorfeld nochmal einen unglaublich tollen Spot ausgesucht, welchen ich unbedingt noch besuchen wollte, bevor es wieder nach Hause ging: Die Wasserfälle Skógafoss und Seljalandsfoss in Rangárþing im Südteil der Insel.
Im Sommer, bei freien Straßen, braucht man ungefähr zwei Stunden, um von Reykjavík zum Skógafoss zu kommen. Wir allerdings benötigten gute 3,5 Stunden um Islands bekannteste Wasserfälle zu erreichen. Die Straßen waren teils noch recht vereist andernorts durch das Schmelzwasser überaus rutschig. Wirklich schnell kam man also nicht voran. Durchaus positiv stimmte aber, dass das Wetter an diesem Tag recht gut und – noch viel wichtiger – beständig bleiben sollte. Kein strahlend blauer Himmel (aber wer will das schon 😛 ) , angenehme 8° C und kein Regen. Also ein letztes Mal das kleine Mietauto in aller Frühe beladen und raus aus der Stadt Richtung Abenteuer.
Bei der Fahrt Richtung Süden fährt man nochmals an den vielen mit Moos überwachsenen Lavasteinfeldern vorbei, für welche Island so berühmt ist. War wirklich ein toller Anblick, den ich auch gern einmal im Sommer erleben möchte.
Mein Hauptziel war der Seljalandsfoss, an dem man bei der Fahrt zum Skogafoss zwangsläufig vorbei kommt. Da ich den wunderschönen Wasserfall aber unbedingt bei Sonnenuntergang erleben wollte, musste dieser „leider“ zwei Mal angesteuert werden 😀
Beim ersten Halt am Seljalandsfoss bot sich das typische Bild… Menschen, Menschen, Menschen… Der Wasserfall ist mittlerweile sehr leicht zugänglich, der Weg dahin sehr gut ausgebaut. Somit erreichen ihn natürlich auch sehr viele Touristengruppen. Auf der einen Seite sicher schön, da sich nun viele Leute an dem Wasserfall erfreuen können. Wer den Blog aber schon ein Weilchen verfolgt, der weiß aber sicherlich mittlerweile, dass große Touristen-Ansammlungen nicht unbedingt mein Reise-Highlight sind… Aber so ist das eben.
Der Seljalandsfoss ist unter anderem deshalb so beliebt, weil er eine wirklich coole Besonderheit aufweist: Man kann hinter bzw. vielmehr unter dem 66 Meter hohen Wasserfall hindurchgehen. Hinter den Wassermassen hat sich eine Art kleine, offene Höhle gebildet, durch welche man hinter dem Wasserfall entlang laufen kann. Durch die Gischt und das Spritzwasser wird man natürlich trotzdem klitschnass, aber es ist schon wirklich echt cool und ich verstehe, warum der Ort mittlerweile auf der Liste fast jeder Reisegruppe steht.
Wirklich zum Fotografieren kam ich aber hier noch nicht. Zu viele Menschen, die nahezu jeden Bildaufbau zunichte gemacht hätten. Aber das Ziel war ja ohnehin, erst einmal die Location an sich zu „scouten“ und zu sehen, wo man später am Tag dann hoffentlich „das eine“ Foto schießen könnte. Außerdem konnte man so den Ort an sich erst einmal genießen.
An dieser Stelle vielleicht mal ein kleiner „Geheimtipp“:
Unmittelbar neben dem Seljalandsfoss gibt es noch einen weiteren, weitaus kleineren und etwas versteckten Wasserfall. Den Gljúfrabúi, ein echtes kleines Juwel, was (zumindest damals) noch nicht völlig überrannt war.
Der Gljúfrabúi befindet sich circa 700 Meter vom Seljalandsfoss entfernt in einer kleinen, leicht zu übersehenden Felsspalte, in die man auch hineingehen kann und dann quasi in einer Art Grotte mehr oder weniger direkt im Wasserfall steht. Echt toll. Es empfiehlt sich aber, wirklich wasserfeste Kleidung zu tragen…
Wer nicht nass werden will, hat zudem rechts neben dem Zugang zum Gljúfrabúi die Möglichkeit, den Wasserfall trockenen Fußes zu bewundern. Nach einer kurzen Kletterpartie – teils mit Seilen, teils mit Holzleitern – kann man quasi von oben in die Grotte hinein schauen und den Wasserfall bewundern.
Ich selbst habe dort nicht viel fotografiert oder gefilmt, aber dieses Video, das ich auf Youtube gefunden habe, gibt euch einen kleinen Einblick: A „SECRET“ WATERFALL – GLJÚFRABÚI
Nachdem wir wieder zurück am Auto waren, ging es weiter zum Skógafoss, dem vielleicht bekanntesten und am häufigsten besuchten Wasserfall Islands.
Wie auch der Seljalandsfoss speist sich der Skógafoss aus dem Gletscher Eyjafjallajökull. Unter diesem befindet sich der gleichnamige Vulkan, welcher 2010 mit seinem Ausbruch für eine bis dato nie erreichte Beeinträchtigung des Flugverkehrs in Nord- und Mitteleuropa sorgte. An die Berichterstattung und die oftmals vergeblichen Versuche der Nachrichtensprecher, den Namen des Vulkans korrekt auszusprechen, können sich bestimmt viele noch erinnern.
Der Skógafoss ist ebenfalls extrem leicht zugänglich und wird somit regelmäßig von unzähligen Menschen aufgesucht. Neben den unzähligen Erinnerungsfotos der Touristen werden hier auch sehr viele Hochzeits- und Modefotos geschossen, da der Wasserfall eine stets beeindruckende Kulisse bildet. Natürlich ist der Skógafoss auch aus Instagram nicht mehr wegzudenken. Vermutlich hat jeder schon irgendwann mal Bilder gesehen, in dem einer der angesagten Influencer und Travel-Blogger in der Gischt der sich herabstürzenden Wassermassen vom Skógafoss steht.
Rechts vom Wasserfall führt ein kleiner Pfad hoch zur einer Plattform direkt neben der Klippe. Von dort aus hat man nicht nur einen genialen Blick auf den Wasserfall sondern vor allem auf das komplette Umland. Sehr empfehlenswert.
Zwischen Parkplatz und Wasserfall befindet sich übrigens eine Pferdekoppel wo man relativ nah an die berühmten Island-Pferde herankommt. Mit etwas Glück kann man die zutraulichen Tiere dort sogar streicheln.
Mittlerweile wurde es langsam Abend, weswegen es nun schnell zurück zum Seljalandsfoss ging.
Dort angekommen stellte ich ein wenig erleichtert fest, dass die Touristenmengen längst zurück in ihre Hotels gefahren wurden. Lediglich ein einzelnes Besucherpärchen und ein weiterer Fotograf waren noch am Wasserfall unterwegs. Das Wetter spielte – wie den ganzen Tag bereits – ebenfalls wunderbar mit. Es war trocken, nicht allzu windig und die Wolken waren schön aufgerissen und ließen die untergehende Sonne fast schon malerisch auf die Landschaft strahlen. Fast perfekte Voraussetzungen also.
Den Punkt, von dem auch ich fotografieren wollte, hatte ich ja bereits im Vorfeld festgelegt. Die meisten Bilder werden vermutlich frontal vor dem Wasserfall stehend oder aber sich in der „Höhle“ befindend aufgenommen. Ich wollte es mal etwas anders versuchen und stieg dafür auf den etwas steilen und vor allem sehr schlammig-rutschigen Hügel links vom Wasserfall. Auf diesem steht man dann direkt an der Felswand und kann sowohl den Wasserfall als auch die Landschaft und den Sonnenuntergang perfekt sehen. Das gilt allerdings nur für den Zeitraum (März) in dem ich in Island war. Zu anderen Jahreszeiten macht es durchaus mehr Sinn, sich eher rechts vom Wasserfall zu positionieren. Das aber nur am Rande.
Dort oben verbrachte ich dann eine sehr schöne goldene Stunde bis die Sonne schließlich untergegangen war.
Ein wirklich schöner Abschluss des Tages und des gesamten Urlaubs.
Anschließend ging es zurück zur Ferienwohnung, wo noch schnell alles für die Abreise zusammengepackt wurde. In aller Früh ging es am nächsten Morgen zurück zum Flughafen, wo zunächst das sich bis dato ganz tapfer geschlagene kleine Mietauto abgegeben wurde. Mit einer kleinen Verspätung ging es dann schlussendlich in den Flieger und zurück nach Deutschland.
Es war ein unglaublich schöner Trip in das winterliche Island und ich habe definitiv ein wenig mein Herz an diese atemberaubende, raue und doch so wunderschöne Landschaft verloren. Es war sicherlich nicht das letzte Mal, dass ich das Land aus Eis und Feuer besuche. Versprochen 🙂